Insgesamt 100 Bio-Landwirte, Züchter, Verarbeiter und Händler kamen am 05.07.2022 an den Versuchsfeldern in Crailsheim-Beuerlbach bei Demeter-Landwirtin Johanna Faure zusammen. Reiner Schmidt von der Demeter Beratung stellte gemeinsam mit den biodynamischen Züchtern die im Versuch stehenden Sorten vor. Die Auswertungen dienen Bio-Landwirten als unabhängige Orientierung bei der Sortenwahl. Während der Veranstaltung wurde Walter Schuch von der organisch-biologischen Erzeugergemeinschaft Hohenlohe (OBEG) für sein langjähriges Engagement mit dem „Hohenloher Öko-Bauernpreis 2022“ ausgezeichnet
Die klimatischen Verhältnisse in diesem Frühjahr waren durch relative Trockenheit bestimmt und das Hitzewochenende am 18./19. Juni führte zu einem verfrühten Beginn der Abreife der Getreidebestände. „Trotz den herausfordernden Bedingungen gibt es insgesamt sehr gesunde und saubere Bestände“ freute sich Reiner Schmidt von der Demeter-Beratung und begrüßte mit diesen positiven Nachrichten die Teilnehmer:innen.
Hoffnungsträger „Heterogene Weizenpopulationen“
Um den klimatischen Veränderungen besser zu begegnen, kombinieren diese genetisch vielfältigen Weizen-Populationen verschiedene Zuchtlinien. So können sie Umweltextreme besser ausgleichen. Es gibt mehrere dieser heterogenen Weizenpopulationen. Eine steht seit Jahren im Sortenversuch in Hohenlohe. Im Weizenvielfalts-Projekt „Bakwert“ werden sie auf mehreren Betrieben im Vergleich angebaut und das Mehl daraus von verschiedenen Bäckern getestet, bisher mit positiven Ergebnissen.
Entscheidungsgrundlage für die Sortenwahl
Neben den erreichten Erträgen und Qualitäten der Sorten spielt für die Entscheidung der Landwirte auch das Erscheinungsbild (Länge, Farbe, mit oder ohne Grannen) der einzelnen Sorten eine wichtige Rolle. „Mir muss die Sorte auch optisch gefallen“ so die Bemerkung eines Bio-Landwirtes bei der Führung durch die vielen Weizen-, Dinkel-, Roggen-, Emmer-, Einkorn-, Tritikale-, Erbsen- und Ackerbohnensorten.
Bedeutung Ökologische Züchtung für Biodiversität
Cornelia Wiethaler von der Universität Heidelberg stellte beim Sortiment der Weizensorten erste Ergebnisse zur Bedeutung von Sorten aus ökologischer Züchtung für Biodiversität und Klimaschutz vor. Die Untersuchungen wurden auf 31 Betrieben in BaWü durchgeführt, auch hier auf dem Demeter-Betrieb der Familie Faure. Auf zwei Schlägen wurden hier immerhin 52 verschiedene Arten gefunden. Frau Wiethaler hob die große Bedeutung einer eigenen Öko-Züchtung im Ökolandbau hervor.
Am Ende der Führung durch die rund 100 Getreide-Sorten hob Reiner Schmidt die besondere Pionierleistung der verschiedenen Öko-Getreidezüchtungsinitiativen hervor. „Sie haben vor 40 Jahren unter schwierigen Verhältnissen mit der Überzeugung, dass ein erfolgreicher Ökolandbau eine eigene Züchtung braucht, begonnen. Heute sind aus dieser Pionier-Arbeit hervorragende Sorten entstanden, die sowohl von den Öko-Landwirten als auch vom Handel und der Verarbeitung nachgefragt werden“. Für diese erfolgreiche Entwicklung beglückwünschte er die anwesenden biodynamischen Getreidezüchter und freute sich, dass diese Pionierarbeit nun auch in der nächsten Generation ihre Fortsetzung findet.
Für den Erfolg einer solchen Arbeit ist ein unterstützendes Umfeld notwendig. Hier stellte Reiner Schmidt die Pionierarbeit von Walter Schuch in Hohenlohe heraus. Er hat 1989 die OBEG-Hohenlohe (Organisch-Biologische Erzeugergemeinschaft) gegründet, welche zu einer wichtigen Vermarktungseinrichtung für die Hohenloher Biobauern wurde und er hat hier von Anfang an die Arbeit der biodynamischen Züchter unterstützt und gefördert. Heute bestehen die an die Bio-Bäcker gelieferten Mehle der OBEG zu 90 % aus biodynamischen Sorten: „Walter Schuch und sein Team haben auch durch die Unterstützung des hiesigen Sorten-Versuches dafür gesorgt, dass die heutige Veranstaltung zu einem Event im Jahr der Hohenloher Bioland- und Demeter Bauern wurde“. Als Dank überreichte Reiner Schmidt den „Hohenloher Öko-Bauernpreis 2022“ an Walter Schuch. Dieser Preis wird gemeinsam von den beiden Bioverbänden Bioland und Demeter vergeben.
Im Anschluss an die Feldführung konnten sich die Teilnehmer: innen in der Scheune von Familie Faure über die aktuelle Marktlage und das Saatgutangebot zur Herbstaussaat informieren.
Hintergrund:
Die Sortenversuche wurden 1993 als Antwort auf die Frage der Demeter-Bauern „Welche Sorten passen auf unseren Betrieb und Standort ?“ von Reiner Schmidt angelegt. 2003 wurden sie ein Standort der Öko-Landessortenversuche, koordiniert vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ). Seit 2010 werden sie auf den Flächen des Demeter-Betriebes der Familie Faure in Beuerlbach angelegt. Die Öko-Landessortenversuche finden heute mit unterschiedlichen Kulturen an sieben Standorten in Baden-Württemberg statt.
Weitere Informationen
Sämtliche Ergebnisse der einzelnen Sorten finden Sie auf den Seiten des LTZ Augustenberg zusammengefasst: Ökolandesversuche 2022
Für Rückfragen
Reiner Schmidt, Demeter Beratung e.V. mailto:reiner.schmidt@demeter-beratung.de Regionalbüro Hohenlohe, Tel. 07904-941749